SRF-Schlagzeile: Arzt: «Irgendwie befindet sich die Kindheit in einer Krise» Warteliste für Abklärungen im Kinderspital Zürich: ein Jahr.* Ein Satz aus dem Interview hat mich besonders getroffen: «Was in uns Eltern ist, überträgt sich auf die Kinder.» Ich möchte ergänzen: «Was in der Gesellschaft ist, überträgt sich auf die Eltern.» Also: Unsere westliche Welt ist in der Krise. Vielleicht nichts Neues. Aber wollen wir das wirklich an unsere Kinder weitergeben? Oder wollen wir hinschauen – ehrlich und mutig: Was ist in uns? Und was wäre die Alternative? Was ist in mir? Was ist in dir? Letztes Jahr durften wir – durch viel Großzügigkeit und ein echtes Wunder – das Elternhaus meiner Frau übernehmen. Ein riesiges Geschenk! Aber auch verbunden mit finanziellen Verpflichtungen. Plötzlich veränderte sich meine innere Haltung. Früher dachte ich: «Es reicht schon. Gott versorgt. Wir können flexibel sein.» Jetzt hörte ich mich sagen: «Wir müssen mindestens so viel verdienen – sonst geht es nicht.»Ich sprach diesen Druck aus – zu meiner Frau, zu Freunden. Und verfestigte ihn dadurch. Unbewusst gab ich ihn weiter. Bis ich in einem Gespräch erkannte: Es hat sich eigentlich nichts verändert. Nur meine innere Haltung. Denn: – Wenn wir von Ängsten erfüllt sind – geben wir Ängste weiter. – Wenn wir unter Druck stehen – geben wir diesen Druck weiter. – Wenn wir innerlich leer sind – spüren das auch die Menschen um uns. – Was ist in dir? Und was strahlt dadurch auf dein Umfeld aus? Und was ist die Alternative? Wir leben in dieser Welt. Wir können ihr nicht komplett entkommen. Aber wir können uns bewusst Zeiten nehmen, um herauszutreten.Einer meiner Wege: Ich habe begonnen, Psalmen auswendig zu lernen. Ein Vers nach dem anderen. Ein Psalm mit 26 Versen hat mich vier Monate begleitet. Ich habe sie aufgesagt – laut, leise, beim Spazieren, beim Autofahren. Statt mich mit Nachrichten zu füllen, habe ich mich mit wertvollen Worten gefüllt. Das war echt kraftvoll. Und heilend. Ein weiterer Weg: Ein 4M-Weekend. Denn bei 4M wollen wir genau hier ansetzen: Erkennen, was in uns ist. Und es mit Gottes Hilfe neu füllen lassen. Damit wir der nächsten Generation etwas Gutes weitergeben. Lass uns nicht einfach weitermachen wie bisher. Lass uns hinschauen. Und mutig neue Wege gehen. *Oskar Jenni ist Co-Leiter der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinderspital Zürich. Im SRF-Tagesgespräch spricht er darüber, wie es zur Kindheitskrise kommt und was Kinder wirklich brauchen. |